Kunst und Malerei

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Darum kaufen Sammler lieber moderne Kunst als alte

Darum kaufen Sammler lieber moderne Kunst als alte

Die Echtheitsprüfung von Kunstwerken ist zeitraubend:
Nehmen wir einmal an,  es handle sich bei dem Kunstwerk bewiesenermaßen um 
eine Urfassung aus der Epoche. So gäbe es immer noch zwei Optionen, die den Wert maßgeblich beeinflussen würden: Stammt das Gemälde von einem angesehenen Künstler persönlich oder nur von einem Schüler? Zur Klärung dieser Frage würde ein Experte sicherlich Fachliteratur zu Rate ziehen und auf die Erwähnung des Werks hin untersuchen.
Diese Recherche ist jedoch äußerst zeitaufwendig.

Bevor man sich einer solch umfangreichen Recherche widmet, sollte man sich lieber eine ganz andere Frage stellen: Wieso bietet ein Verkäufer ein solch bedeutendes Werk einem Kunst- Laien an, wenn er aus dem Verkauf an einen erfahrenen Galeristen, sicher mehr Kapital schlagen würde?
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graffiti-560329_500Wenn man sich mit dieser Frage einmal näher beschäftigt wird schnell klar, warum sich viele Sammler gegen den riskanten Handel mit alten Kunstwerken und für das Sammeln von Gegenwartskunst entscheiden. Der Käufer kann so die Gefahr der Täuschung und des Betrugs viel leichter ausschließen. Das diese Gefahr äußerst präsent ist, zeigt uns ein Fall aus den USA.
Bei diesem hatte eine angesehene Kunstgalerie unlängst Werke von alten Meistern zum Originalpreis verkauft, obwohl es sich bei der Ware nachgewiesenermaßen um reine Fälschungen handelte. Die zunehmende Beliebtheit der Nachkriegs- und Gegenwartskunst

2003 erreichten Kunstwerke der neuen Kunst einen Umsatz von 593 Millionen  und standen damit dem Umsatz der impressionistischen Werke nur noch um 20 Millionen nach.
Nur 10 Jahre später schaffte es diese Kunst der Gegenwart den gleichzeitigen Umsatz der Impressionisten um mehr als das dreieinhalbfache zu übertreffen.
Während die Impressionisten einen Wert von 1,363 Milliarden erreichten, lag  der Wert der neuen Kunst bei 4,943. Auch die Künstler der Epochen des 14.-18. Jahrhunderts und die klassische Moderne bleiben  weit hinter diesen Umsätzen zurück.
2013 stiegen die Umsätze der Alten Meister von 427 Millionen auf nur 1,034 Milliarden und auch die klassische Moderne, die 2003 mit 751 Millionen noch die  zeitgenössische Kunst übertraf, wurde 2013 mit nur 3,158 Milliarden Umsatz von ihr in den Schatten gestellt.
Die Nachkriegs- und Gegenwartskunst bildete 2013 mit 46 Prozent den größten Teil des Marktes.
Beispielhaft hierfür war unter anderem eine Auktionswoche in New York, bei der im Mai 2013 unglaubliche 1,5 Milliarden Dollar umgesetzt wurden.
In Hinsicht auf die Tatsache, dass das Sammeln der Kunst der eigenen Epoche früher selten und ungewöhnlich war, ist dieser neue Trend bemerkenswert.
Natürlich stellt sich nun die Frage, wie es dieser Trend geschafft hat neue Verhältnisse zu schaffen und die alten Meister zu verdrängen.
Das lässt sich zum einen mit dem Angebot der Kunstwerke erklären. Während die zeitgenössische Kunst regelmäßig wächst und um Werke ergänzt wird, ist das Angebot der älteren Epochen begrenzt.

Dieses Angebot wird zudem zu einem großen Teil kaum gehandelt, da die besten Werke im Besitz von Sammlern sind, welche sich nur selten von ihren Schätzen trennen.
Wenn doch eines dieser begehrten Werke zum Verkauf steht, wechselt es dann meist zum Rekordpreis den Besitzer.

Allerdings kommt es auch hier neben der Epoche auch auf das Werk an.
Denn selbst wenn der Wert von Werken äußerst hoch eingeschätzt wird, kann es bei einer Auktion dazu kommen, dass weniger als die Hälfte von ihnen verkauft wird.

Das limitierte Angebote der Werke der alten Meister ist somit ein wichtiger Faktor für das zunehmende Desinteresse  am Sammeln selbiger.
Der Kostenfaktor scheint jedoch fragwürdig, da trotz der hohen Preise für historische Werke, die Preise der zeitgenössischen Kunst ganz neue Maßstäbe setzen.
So erzielten die Werke angesehener Künstler wie Jeff Koons, Preise um die 30 Millionen Euro und selbst äußerst junge Künstler knackten die Millionengrenze.

Der Kampf der Epochen

Künstler die von Kunstliebhabern entdeckt und bewundert werden, werden häufig durch diese gefördert und gewinnen so an Popularität.
Durch diese, meist privaten Förderer, erlebte die Kunstszene nach der Jahrtausendwende eine enorme Zunahme von rund 150 neuen Ausstellungen.
Diese privaten Ausstellungen sind für Künstler natürlich besonders attraktiv, da sie im Gegensatz zu den üblichen Kunstgalerien viel mehr Spielraum für freie Entfaltung bieten.
Zwar widmen sich auch diese herkömmlichen Ausstellungen dem künstlerischen Bildungsauftrag, haben aber nebst diesem die maßgebliche Aufgabe die Kunstgeschichte zu vertreten.
Hingegen können private Museen durch ihre Individualität mit Traditionen brechen und mit neuen Konzepten provozieren.
Eine bekannte amerikanische Sammlerin beschrieb diesen Kampf zwischen den Epochen als einen Kampf zwischen Rastlosigkeit und Unbeweglichkeit.
Sie ist der Meinung, dass die privaten Ausstellungen, durch ihre Ungebundenheit viel flexibler sind und somit in der Lage sind mit der Zeit zu gehen.
Währenddessen verlieren sich öffentliche Ausstellungen in der Theorie der historischen Kunst, weshalb ihnen jegliches Gespür für die Kunst der Gegenwart fehlt.
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